Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910
Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909

Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild wurde bereits 1908 an das Historische Museum der Stadt Wien verkauft (heute: Wien Museum), da weder die Dargestellte noch Gustav Klimt selbst mit dem Porträt zufrieden waren. Heute gilt es als das erste Klimt-Porträt mit ornamentalem Hintergrund.
Die drei Schwestern Pauline (1866-1912), Helene (1871-1936) und Emilie Flöge (1874-1952) betrieben – was für die damalige Zeit eher ungewöhnlich war – einen großen Modesalon unter dem Namen „Schwestern Flöge“ im Haus „Casa piccola“ in Wien VI., Mariahilferstraße 1c. Sie waren Töchter von Hermann Flöge (1837-1897), der es als Fabrikant von Meerschaumpfeifen zu einem wohlhabenden, bürgerlichen Ansehen geschafft hatte. Der Salon wurde von der Wiener Werkstätte eingerichtet, florierte blendend, und wurde binnen kurzer Zeit modischer Treffpunkt der guten Gesellschaft. Klimt lernte Emilie wohl über seinen Bruder Ernst kennen, der im Jahr 1891 Emilies Schwester Helene heiratete. Durch den frühen Tod des Bruder 1892 wird Klimt der Vormund für die gemeinsame Tochter Helene Luise (1892-1980). Diese „Verschwägerung“ brachte es auch mit sich, dass die Klimts und die Flöges regelmäßige Aktivitäten – Theater-, Ausstellungs- und Opernbesuche – aber auch gemeinsame Urlaube unternahmen. Vor allem die alljährliche Sommerfrische am Attersee zwischen 1900 und 1916 verband Emilie, die erfolgreiche, hübsche Geschäftsfrau, und Gustav, den 22 Jahre älteren Künstler.

Bis heute ist nicht ganz klar, ob die beiden jemals ein Liebespaar waren oder ob es sich nur um eine intensive platonische Freundschaft handelte. Zahlreiche Schriftstücke von Gustav Klimt an Emilie Flöge berichten meist über „Alltägliches“, manchmal klingt Persönliches durch, aber nur selten Intimeres. Dennoch schreibt Klimt oft bis zu acht Karten an einem Tag an seine Lebensfreundin. In zahlreichen Fotografien von Emilie, die großteils von Gustav am Attersee aufgenommen wurden, posiert sie in selbst entworfenen Reformkleidern und Hüten und mit Schmuck der Wiener Werkstätte.

1907 ist sie Modell für das wohl berühmteste Gemälde des Künstlers, den „Kuss“. Gustav Klimt verewigt sich darin auch selbst und gibt dem Bild zudem den Titel „Liebespaar“. Klimts Vorstellung der idealisierten „ewigen“ Liebe zeigt nicht den erotischen Aspekt der Ekstase sondern die zärtliche Umarmung eines Paares. Vollständig bekleidet, in ornamentale Gewänder gehüllt und auf einer mit Blumen übersäten Wiese stehend, hebt es sich in ihrer Silhouette vom monoton gehaltenen Hintergrund ab. Das Gemälde wurde 1908 erstmals auf der Kunstschau in Wien ausgestellt und dort vom österreichischen Staat erworben. Heute ist das Porträt von Emilie und Gustav die Ikone der Österreichischen Galerie Belvedere.

Der Kuss, 1907/1908, Belvedere, Wien
Bildnis Emilie Flöge, 1902, Wien Museum, Wien

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimt und die Wiener Secession (1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, WienMädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, WienMädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, WienAuf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904,...

Klimts Beethovenfries (1902)

Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender KummerAls eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimt und das Palais Stoclet (1904-1909)

Die ErwartungDer LebensbaumDie ErfüllungDer Lebensbaum„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön [...] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...

Klimts letztes Atelier (1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit...