Wittgenstein 1918 und 1919

Der Krieg hat mir das Leben gerettet; ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte. 

Ludwig Wittgenstein im Gespräch mit seinem Neffen Felix Salzer, 1930er Jahre 

Erste Seite des sogenannten Engelmann-Typoskripts vom August 1918. Dieses Typoskript hatte Wittgenstein während seiner Kriegsgefangenschaft in Italien bei sich und arbeitete daran. Es ist auch die Vorlage für die Tractatus-Ausgaben von Wilhelm Ostwald 1921 und Kegan Paul 1922. 

© 2017 The Master and Fellows of Trinity College, Cambridge; The Bodleian Libraries, University of Oxford; The University of Bergen, Bergen. 

Im August 1918 diktiert Wittgenstein die endgültige Fassung des Tractatus. Die lange Suche nach einem Verleger beginnt. 

1919  PRISONER OF WAR IN CASSINO 

Ich habe ein Buch mit dem Titel „Logisch-Philosophische Abhandlung“ geschrieben, das meine gesamte Arbeit der letzten 6 Jahre enthält. Ich glaube, dass ich unsere Probleme endgültig gelöst habe. Das mag arrogant klingen, aber ich kann nicht anders, als es zu glauben. Ich beendete das Buch im August 1918 und wurde zwei Monate später Prigioniere. 

Brief an Bertrand Russel, 13. März 1919 

Cassino – Polizeikaserne, ab 1916 Kriegsgefangenenlager, © Collezione Mauro Lottici 

1919  KUNDMANNGASSE: AUSBILDUNG ZUM VOLKSSCHULLEHRER 

Ich gehe in die Lehrerbildungsanstalt, um Lehrer zu werden. Ich sitze also wieder in einer Schule; und das klingt komischer als es ist. Es fällt mir nämlich ungemein schwer; ich kann mich nicht mehr so benehmen wie ein Mittelschüler, und – so komisch es klingt – die Demütigung ist für mich eine so große, daß ich sie oft kaum zu ertragen können glaube! 

Wittgenstein an Paul Engelmann, 25. September 1919 

Eine Schulklassenübung mit angehenden Lehrern in der Kundmanngasse, 1902/03. 

© Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, St. Anna, Nr. W6