Klimt und das Palais Stoclet

(1904-1909)
Die Erwartung
Der Lebensbaum
Die Erfüllung
Der Lebensbaum

„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön […] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste Erinnerung an ‚Kammerl’ – an die Wand in Kammerl, an die Plag’, an die Freuden, an die Sorgen dieser Zeit, mit Verlangen nach dieser Zeit – und vieles Andere.“ Diese Zeilen schrieb Gustav Klimt am 16. Mail 1914 an seine Muse Emilie Flöge(1874-1952). Es war ein äußerst positiver Rückblick auf ein Projekt, das sich knapp zehn Jahre davor sehr mühsam für ihn gestaltete.

1905 wurde Gustav Klimt vom Brüsseler Industriellen Adolphe Stoclet (1871-1979) und seiner Frau Suzanne beauftragt, für das Speisezimmer in ihrem Palais die Wandgestaltung zu entwickeln. Das gesamte Haus wurde 1905-1911 von Josef Hoffmann errichtet. Bis heute gilt es als das treffendste Beispiel der Idee des „Gesamtkunstwerks“, das die Künstler der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte anstrebten und postulierten. Zahlreiche Wiener Künstler, darunter u.a. Carl Otto Czeschka, Ludwig Heinrich Jungnickel oder Richard Luksch, waren an der künstlerischen Ausstattung des Palais Stoclet beteiligt. Die Gesamtkosten für die Errichtung und fulminante Ausstattung des Gebäudes blieben bis heute ein Geheimnis.

Gustav Klimt entwickelte für den Speisesaal einen Fries, der in kostbarsten Materialien in der Mosaikwerkstätte von Leopold Forstner ausgeführt wurde. Klimt schuf die ersten Entwürfe hierfür bereits 1905, änderte aber sein Konzept später um und zeichnete im Sommer 1908, während seiner alljährlichen Sommerfrische am Attersee und vermutlich mit Unterstützung seiner Lebensgefährtin Emilie Flöge, die Übertragungszeichnungen. Es kostete ihn oftmals sehr viel Mühe, sich für die Arbeit „aufzuraffen“. Der ausgeführte „Stocletfries“ besteht aus fast zwei spiegelgleichen Teilen und befindet sich an den Längswänden des rechteckigen Speisesaales. Das beherrschende Motiv auf beiden Seiten ist ein Lebensbaum, dessen goldene, volutenförmige Verästelungen die Fläche füllen. Blüten, Schmetterlinge und Vögel beleben zudem die Fläche. Der stehenden Einzelfigur auf der linken Wand mit dem Titel „Die Erwartung“ entspricht auf der rechten Wand ein sich umarmendes Liebespaar „Die Erfüllung“, das Klimt wenig später in seinem berühmten Gemälde „Der Kuss“ wieder aufgreift. Die Darstellungen an der Längsseite werden an der Schmalseite durch das Motiv des „Goldenen Ritters“ verbunden. Das Palais ist bis heute noch im Besitz der Familie Stoclet und seit 2009 Teil des UNESCO-Welterbes.

Innenansicht Palais Stoclet
Josef Hoffmann: Palais Stoclet, 1905/11, Brüssel

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimt und die Wiener Secession (1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, WienMädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, WienMädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, WienAuf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904,...

Klimts Beethovenfries (1902)

Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender KummerAls eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...

Klimts letztes Atelier (1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit...