Klimt und die „Künstlercompagnie“
(1883-1892)Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91
Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich und stilistisch gleichartige Ausbildung förderte eine effiziente und schnelle Zusammenarbeit, keiner der drei verstand sich zu diesem Zeitpunkt jedoch als eigenständige Malerpersönlichkeit. Künstlerisch orientierte sich das Trio am gefragten Stil des Historismus bzw. an Hans Makart, der durch seinen Tod im Jahr 1884 eine Lücke hinterließ, die es zu füllen galt.
Ihre Lehrer an der Kunstgewerbeschule – Julius Laufberger (1829-1881) und Victor Berger (1850-1902) – vernetzten die drei schon während der Ausbildung mit zahlreichen potentiellen Auftraggebern. Der Silberwarenfabrikant Michael Markowitsch stellte ihnen in Wien VI., Sandwirtgasse 8 [2] ein erstes Atelier zur Verfügung. Da er keine Miete verlangte, revanchierte sich das Trio mit Entwürfen für Schmuckwaren. Das Architekturbüro Fellner & Helmer war eines der führenden Auftraggeber der „Künstlercompagnie“ und beauftragte die Künstler u.a. mit der Ausstattung der Stadttheater in Reichenberg (Liberec, 1882/83), Fiume (Rijeka, 1884/85) und Karlsbad (Karlovy Vary, 1886). Ab 1885 waren sie auch in Wien tätig und entwarfen für das neue 1886/88 von Gottfried Semper und Karl von Hasenauer errichtete Burgtheater Deckengemälde zur Entwicklungsgeschichte des Theaters in den Stiegenaufgängen [3]. 1888 erhielten sie dafür das goldene Verdienstkreuz mit Krone am roten Band.
Vor dem Abriss des alten Burgtheaters wurden Klimt und Matsch beauftragt, den Zuschauerraum darzustellen. Rund 150 Mitglieder der Wiener Gesellschaft und zahlreiche prominente Burgtheaterabonnenten wurden dabei im 1888 fertiggestellten Bild festgehalten [4]. 1890 erhielten sie dafür den erstmals vergebenen „Kaiserpreis“ in der Höhe von 400 Dukaten (heute ca. 25.500 Euro) und einen neuen Auftrag zur Ausgestaltung des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum [5]. Die „Künstlercompagnie“ und Gustav Klimt hatten sich damit als erfolgreiche Maler und Ausstattungskünstler positioniert und wurden im Künstlerhaus als Mitglied der renommierten „Genossenschaft bildender Künstler Wiens“ aufgenommen.
1892 sterben Gustav Klimts Vater und sein Bruder und Mitarbeiter Ernst. Der private Verlust führte Klimt auch zu einer künstlerischen Krise und Neuorientierung, was im selben Jahr, kurz nach dem Einzug in ein neues Atelier in Wien VIII., Josefstädter Straße 21, zur Auflösung der „Künstlercompagnie“ führte. Die tatsächliche Zusammenarbeit zwischen Klimt und Matsch endete lose, stilistisch divergierten beide zunehmend, was sich kunsthistorisch besonders ab 1894 in der Ausführung der Fakultätsbilder für die Universität Wien manifestierte. Gustav Klimt legte 1905 seine aufsehenerregende Arbeit an den Fakultätsbildern zurück und entfernte sich von staatlichen Auftraggebern. Private Sammler und Mäzene traten ab nun als Käufer seiner Porträts und Landschaften in den Vordergrund.