Klimt und die Wiener Secession

(1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen in Paris und München verließen 23 Künstler, darunter allen voran Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Kolo Moser und Carl Moll im Mai 1897 die bis dato tonangebende und künstlerisch von Hans Makart geprägte „Genossenschaft bildender Künstler Wiens“ im Künstlerhaus um sich zur „Vereinigung bildender Künstler Österreichs – Secession“ zu formieren. Secessio bedeutet Abspaltung und meint die Loslösung von historischen, akademischen Traditionen. Künstlerisch orientierten sich die Secessionisten an der internationalen Moderne. Symbolistische und streng formale Bestrebungen, die Tendenz zu einer flächigen Gestaltungsweise und der Einfluss Ostasiens waren wesentliche Charakteristika dieser neuen „Stilkunst“.

Gustav Klimt warder erste Präsident der Vereinigung und gestaltete auch selbst einen Entwurf für das Ausstellungsgebäude [1]. Ebenso konzipierte er das Plakat zur ersten Ausstellung 1898, das – beobachtet von Athene, der Schutzgöttin der Künste – den jungen Theseus im Kampf gegen Minotaurus darstellt und die Auseinandersetzung der Secession mit dem historischen Ballast der Tradition symbolisiert. Das Plakat wurde aufgrund des fast völlig nackten Theseus vom Staat zensuriert und musste von Klimt durch vereinzelte Bäume „kaschiert“ werden [4]. Das letztendlich von Joseph Maria Olbrich errichtete, prominent am Naschmarkt gelegene Haus wurde Ende 1898 eröffnet und wird bis heute von den Wienern liebevoll „Krauthappel“ genannt. Über einem weißen, tempelartigen Quader erhebt sich eine prunkvolle Kuppel mit über 3.000 vergoldeten Lorbeerblättern. Ein Zitat des Kunstkritikers Ludwig Hevesi – „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ – wurde der Wahlspruch der Secessionisten und schmückt das Eingangsportal.

Zwischen 1897 und 1905 veranstaltete die Secession 23 wegweisende Ausstellungen und es ist der Secession zu verdanken, dass man damals zeitgenössische Kunst aus Europa, darunter Werke von Cezanne, Monet, van Gogh, Rodin, Munch oder Hodler, in Wien sehen konnte. Begleitet wurden die Ausstellungen von künstlerisch herausragenden Plakaten, außergewöhnlich gestalteten Katalogen und einer Raumgestaltung, die in ihrer geometrischen, klaren Konzeption bis heute atemberaubend modern anmutet [5-6]. In der zwischen 1898 und 1903 regelmäßig herausgegebenen Zeitschrift „VerSacrum“ („Heiliger Frühling“) stand neben Beiträgen aus Literatur und Kunst besonders die grafische Gestaltung im Vordergrund, für die die Mitglieder Titelvignetten und dekorative Entwürfe lieferten [7]. Nach internen Auseinandersetzungen hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung der Secession verließ Gustav Klimt im Frühjahr 1905 mit der sogenannten „Klimt-Gruppe“ die Vereinigung. Die glanzvolle Ausstellungsreihe wurde ohne ihn nicht mehr fortgesetzt.

Klimt und Mitglieder der Secession, 1902

Skizze für das Gebäude der Secession, 1897, Privatbesitz

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, WienMädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, WienMädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, WienAuf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904,...

Klimts Beethovenfries (1902)

Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender KummerAls eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimt und das Palais Stoclet (1904-1909)

Die ErwartungDer LebensbaumDie ErfüllungDer Lebensbaum„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön [...] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...

Klimts letztes Atelier (1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit...