Klimts Beethovenfries

(1902)
Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender Kummer

Als eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im Zeichen des Musikers Ludwig van Beethoven (1770–1827) stand, an dessen 75. Todestag im Jahr 1902 gedacht wurde. Das Zentrum der Präsentation bildete eine von Max Klinger geschaffene Skulptur Beethovens, die erst kurz davor, am 25. März 1902, vollendet wurde. Die Secessionisten bemühten sich, dieses für sie sehr bedeutende Werk nach Wien zu bringen, um es in jener Stadt, in der Beethoven seine großen Werke schuf, auszustellen.
Josef Hoffmann plante das Raumkonzept der Ausstellung. Es galt, dem Werk Klingers einen entsprechenden Rahmen zu bereiten und alles bewusst unter eine Gesamtidee zu stellen. Eine Besonderheit der Ausstellung war es, dass die Kunstwerke nicht mit den Namen der Künstler versehen waren, sondern mit ihren Initialen. Auch der Katalog gilt bis heute als einer der künstlerisch vollendetsten Ausstellungspublikationen dieser Jahre.
Gustav Klimts „Beethovenfries“ eröffnete den Rundgang durch die Ausstellung im linken Seitenflügel der Secession. Die monumentale Allegorie gilt heute als Auftakt seiner „Goldenen Periode“ und als Schlüsselwerk in der Entwicklung des Künstlers hin zum Symbolismus. Die flächenhafte Isolierung der menschlichen Gestalt, die inhaltsbetonte Funktion der Linie und die dominierende Ornamentik prägen die Gesamtgestaltung.

Die Wandmalereien in Kasein- und Goldfarben erstrecken sich mit einer Gesamtlänge von über 34 Metern friesartig in der oberen Hälfte der zwei Längsseiten und einer Schmalseite und sind von links nach rechts zu lesen. Ihr Programm folgt einer Beschreibung der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven durch Richard Wagner.
Der Beethovenfries war ursprünglich nur als ephemeres Kunstwerk im Kontext der 14. Secessionsausstellung gedacht und sollte, wie die anderen Dekorationsmalereien auch, nach Ende der Ausstellung abgetragen und zerstört werden. Es ist einer glücklichen Fügung zu verdanken, dass der Fries erhalten blieb. Durch die im folgenden Jahr geplante Klimt-Retrospektive beschloss man, das Kunstwerk vorerst an Ort und Stelle zu belassen. 1903 erwarb der Kunstsammler Carl Reininghaus den Fries, der in sieben Teile zersägt von der Wand genommen und zwölf Jahre in einem Möbel- depot in Wien gelagert wurde, bis Reininghaus den Fries 1915 wiederum an den Industriellen August Lederer verkaufte, der zu den wichtigsten Förderern Klimts zählte und zu diesem Zeitpunkt die wohl umfangreichste und wichtigste Sammlung von Klimt-Bildern in Privatbesitz besaß. 1938 wurde die Familie Lederer enteignet und der Fries in „staatliche Verwaltung“ unterstellt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entschloss sich Erich Lederer zum Verkauf an die Republik Österreich. Im Zuge der Generalsanierung der Secession kann der Wandzyklus seit 1986 wieder permanent der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Beethovenfries, zweite Langwand: Poesie, Künste, Chor der Paradiesengel, Umarmung

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimt und die Wiener Secession (1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, WienMädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, WienMädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, WienAuf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904,...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimt und das Palais Stoclet (1904-1909)

Die ErwartungDer LebensbaumDie ErfüllungDer Lebensbaum„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön [...] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...

Klimts letztes Atelier (1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit...