Klimts Mäzene im
„Wien um 1900“Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert durch seine Sammler und Mäzene.
Der moderne Kunsthandel entwickelte sich in Wien erst relativ spät und so konnte die persönliche Beziehung zwischen Künstler und Sammler länger aufrecht bleiben. Große Sammler gab es in Wien schon immer, denkt man an die kaiserliche Familie, alte Adelsfamilien oder an die römisch-katholische Kirche. Um 1800 änderte sich dieses Verhältnis von „Hofkünstler“ und Auftraggeber mit der gleichzeitig aufkommenden neuen Wirtschafts- und Bildungselite. Kunstsammler abseits adeliger Kreise wuchsen heran und begeisterten sich für zeitgenössische Kunst – zu einem Zeitpunkt, an dem noch lange nicht entschieden war, welche Wege die jungen Künstler gehen sollten.
Nach seinen „skandalumwitterten“ Jahren und den Aufregungen um den Beethovenfries und die Fakultätsbilder entfernte sich Klimt zu Beginn des neuen Jahrhunderts zunehmend von öffentlichen Auftraggebern. Großindustrielle, bürgerliche Kreise, vor allem auch aus dem jüdischen Wien, formierten sich um den gefeierten Meister. Viele Aufträge erhielt Klimt aber auch in Zusammenhang mit der 1897 gegründeten Secession und der 1903 formierten Wiener Werkstätte und ihren Mitbegründern Josef Hoffmann, Kolo Moser und Fritz Waerndorfer. In diesem Verbund der Sammler und Künstler gilt es zahlreiche klingende Namen zu nennen, darunter ganz besonders Sonja Knips, Karl Wittgenstein, Eugenia und Otto Primavesi, Adele und Ferdinand Bloch-Bauer, Berta und Emil Zuckerkandl, Carl Reininghaus sowie die wohl größten Klimt-Sammler: Serena und August Lederer. Sie alle waren Erstbesitzer berühmter Gemälde und besaßen auch zahlreiche Papierarbeiten des Künstlers.
Nicht selten traten sie mit ganz konkreten Aufträgen – ein Porträt der Gattin oder Tochter zu gestalten – an den Maler heran. Heute können rund 25 Damenporträts konkret identifiziert werden. Kein anderer Wiener Maler hat den Wunsch des Wiener Bürgertums nach Noblesse raffinierter erfüllt als Gustav Klimt, kein anderer hat den Spagat zwischen Ornament und Erotik so meisterhaft inszeniert wie er.
Einige von Klimts Mäzenen unterstützen ihn auch in schwierigen finanziellen Situationen bzw. beteiligten sich an der Rettung des Klimtschen „Kulturgutes“. So ist es neben Carl Reininghaus besonders August und Serena Lederer zu verdanken, dass der „Beethovenfries“ nach dem Ende der Secessionsausstellung 1902 erhalten geblieben ist und auch Klimts Fakultätsbilder „Jurisprudenz“ und „Philosophie“ waren in der Sammlung der Familie Lederer, bevor sie 1945 kriegsbedingt auf Schloss Immendorf in Niederösterreich verbrannten.
Fritz Waerndorfer, Finanzier der Wiener Werkstätte, stiftete Gustav Klimts Ateliereinrichtung, die heute noch zu großen Teilen erhalten ist. In Verehrung für den Meister der Moderne wollte er auf eigene Kosten Klimts Atelier zu dessen 50. Geburtstag (1902) in Wien VIII., Josefstädter Straße 21 ausmalen und mit kostbaren, von Josef Hoffmann entworfenen Möbeln der Wiener Werkstätte ausstatten. Die geplante „Überraschung“ blieb dem damals gerade aktiv an den Vorbereitungen für seine Secessionsausstellung arbeitenden Klimt aber nicht verborgen. Er erbat sich die „Neuausstattung“ nach Ausstellungsende vorzunehmen. Klimts Lieblingsfotograf Moritz Nähr dokumentierte die Einrichtung für die Nachwelt.