Klimts letztes Atelier

(1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit großem Garten in Wien XIII., Feldmühlgasse 11.
Nur wenige Minuten davon entfernt, kam man zum damals noch unverbauten „Roten Berg“, aber auch nach Schloss Schönbrunn und in den Tiergarten und zum berühmten Vergnügungsetablissement „Tivoli“. Klimt gelangte von seiner Wohnung in Wien VII., Westbahnstraße 36 entweder mit der Stadtbahn oder zu Fuß nach Unter St. Veit ins Atelier. Dabei machte er gerne im Tivoli bei Kaffee mit Schlagobers eine längere Pause. Das Tivoli war damals ein beliebter Künstlertreffpunkt und Klimt schrieb von dort oft zahlreiche Postkarten an Emile Flöge.

Die Ausstattung des Ateliers ist durch Fotografien von Moritz Nähr überliefert, der kurz nach Klimts Tod im Februar 1918 die Räumlichkeiten fotografisch dokumentierte. Beim Eintritt in das Haus kam man zuerst in einen Vorraum, von dem man wiederum in ein Empfangszimmer gelangte. Das Zimmer war mit Möbeln von Josef Hoffmann in dunkler Silbereiche ausgestattet. Zahlreiche japanische Farbholzschnitte und chinesische Bilder hingen an den Wänden, afrikanische Plastiken lagen auf dem Boden.

Von diesem Zimmer aus konnte man einen Blick auf die herrlichen Rosenstöcke im Garten erhaschen, die auch immer wieder in Gemälden festgehalten wurden. Vom Empfangszimmer gelangte man durch zwei weitere Zimmer in den lichtdurchfluteten Atelierraum, in dem einige Staffeleien mit Gemälden standen, zuletzt das 1917 entstandene Bild „Dame mit Fächer“ und das unvollendet gebliebene Gemälde „Die Braut“.

In Klimts Atelier entstanden zwischen 1912 und 1918 zahlreiche Hauptwerke, darunter das großformatige Gemälde „Tod und Leben“ und einige späte Landschaften von Attersee und Gardasee. Zahlreiche Künstlerkollegen, darunter Egon Schiele, der nicht unweit von der Feldmühlgasse sein Atelier hatte, waren hier zu Gast. Im Februar 1918 erlitt Klimt 55-jährig einen Schlaganfall und starb an den Folgen einer Lungenentzündung im Allgemeinen Krankenhaus. Egon Schiele zeichnete seinen Mentor dort noch dreimal am Totenbett. Schiele war es auch, der sich nach Klimts Tod um dessen Atelier bemühte, allerdings verstarb auch dieser kurz darauf im Oktober 1918 an der in Europa grassierenden Spanischen Grippe. Gustav Klimt wurde am Hietzinger Friedhof begraben. Schieles Nachruf auf Klimt ist uns überliefert: „Gustav Klimt / Ein Künstler von unglaublicher Vollendung / Ein Mensch von seltener Tiefe / Sein Werk ein Heiligtum.“

Egon Schiele: Kopf des toten Klimt, 1918, Leopold Museum, Wien
Adam und Eva, 1917, Belvedere, Wien
Freundinnen II, 1916/17, verbrannt auf Schloss Immendorf 1945

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimt und die Wiener Secession (1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, WienMädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, WienMädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, WienAuf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904,...

Klimts Beethovenfries (1902)

Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender KummerAls eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimt und das Palais Stoclet (1904-1909)

Die ErwartungDer LebensbaumDie ErfüllungDer Lebensbaum„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön [...] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...