Klimt als Zeichner

Sich umarmendes Paar (Studie zum „Beethovenfries“), 1902, Leopold Museum, Wien
Mädchen mit Hut und Cape im Profil,1897/98, Leopold Museum, Wien
Mädchen beim Strumpf anziehen, 1908/09, Leopold Museum, Wien
Auf dem Bauch liegender Mädchen-Halbakt mit Rüschenkleid, 1904, Leopold Museum, Wien

Klimts Zeichnungen sind fast ausnahmslos in Zusammenhang mit seinen Gemälden zu sehen. Von der Unmenge an Aktzeichnungen, die in den Ateliers des Malers entstanden, sind heute rund 4.000 Arbeiten – großteils Zeichnungen und nur wenige Aquarelle – erhalten geblieben. Nur wenige Zeichnungen sind signier t, denn Klimt hat diese Blätter bloß in Ausnahmefällen für die Öffentlichkeit bestimmt. Heute sind diese fließenden Anordnungen von Strichen stolzer Museumsbesitz oder begehrte Objekte auf dem Kunstmarkt. Zusätzlich hat Klimt seine Ideen und Motive in zahlreichen Skizzenbüchern festgehalten.
Stilistisch erfahren Klimts Zeichnungen, genauso wie seine Gemälde, den Wandel vom Historismus über den Jugendstil hin zu ersten frühexpressionistischen Arbeiten. Für die frühe Phase seiner Entwicklung sind Reinzeichnungen für das von Martin Gerlach 1881–1884 herausgegebene Werk „Allegorien und Embleme“ zu nennen, aber auch Studien für den Musiksalon des Palais Dumba 1898/99. Gegen Ende der 1890er Jahre macht sich der sogenannte „Schraffurenstil“ bemerkbar. Von rechts oben nach links unten verlaufende parallele Linien in der Art eines „grafischen Regens“ charakterisieren diese effektvolle Zeichenweise im Changieren von Hell und Dunkel.

Ab 1904/05 experimentiert Klimt mit neuen Formen und Techniken. Die geschwungene Linie tritt in den Vordergrund, die schwarze Kreide wird von hartem Bleistift abgelöst und auch aus dem Zeichenpapier, vormals meist Packpapier, wird nun schimmerndes Japanpapier. Ab dieser Zeit entsteht auch eine Vielzahl von erotischen Frauenakten. Um 1910 finden sich zudem verstärkt nahsichtige Brustbilder, die in ganz besonderer Weise die Psyche der dargestellten Person verdeutlichen.
Klimts Zeichnungen waren, im Gegensatz zu seinen Gemälden, selten einer besonderen Kritik unterworfen. Einzig der Vorwurf der Pornografie anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Miethke in Wien im Jahr 1910 veranlasste ihn, in seinen letzten sieben Lebensjahren fast nicht mehr in Österreich aus- zustellen. Das Erotische seiner Zeichnungen liegt nicht allein in der Thematik begründet, sondern kommt auch in der dynamischen Umrisslinie der Akte und in den Kringeln und Kräuseln der Gewänder der Porträtierten zum Aus- druck. Vor allem jene Werke der Jahre ab 1910 waren es, die Klimts Weltruhm als Zeichner begründeten. Seine Akte scheinen nunmehr in gewisser Weise vergeistigt, entmaterialisiert und vereinigt mit dem Unendlichen.

Sitzende mit gerafftem Rock, 1910, Leopold Museum, Wien
Studie zum Gemälde „Judith II“, um 1908, Leopold Museum, Wien
Sitzende Dame, 1910, Leopold Museum, Wien

Klimt persönlich (1862-1883)

Gustav Klimt wurde in eine Zeit hineingeboren, die vom Historismus geprägt war und in die Moderne führte. In seiner Familie herrschten bescheidene Verhältnisse. Der Vater Ernst Klimt (1834-1892) war mit seinen Eltern als Achtjähriger aus dem nördlichen Böhmen nach...

Klimt und die „Künstlercompagnie“ (1883-1892)

Fries im Kunsthistorischen Museum, Wien, 1890/91Aufgrund ihrer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kunstgewerbeschule formierten Gustav Klimt, Ernst Klimt (1864-1892) und Franz Matsch (1861-1942) 1883 zur „Künstlercompagnie“ [1]. Ihre fachlich...

Klimts Fakultätsbilder für die Univ. Wien (1894-1907)

Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. Die Alma Mater Rudolfina wurde 1883 als eines der historistischen Monumentalbauten der Wiener Ringstraße von Heinrich Ritter von...

Klimt und die Wiener Secession (1897-1905)

Die Gründung der Wiener Secession gilt als das markante Zeichen der künstlerischen Erneuerung im „Wien um 1900“ und als Geburtsstunde des Wiener Jugendstils. Unzufrieden mit der damaligen Ausstellungspolitik und ermutigt durch die vorangegangenen Secessionsgründungen...

Klimts Landschaften (1898-1917)

Besonders bekannt für seine Allegorien und Damenporträts, wandte sich Gustav Klimt relativ spät der Landschaftsmalerei zu. Die ersten Werke dieser Gattung stammen aus dem Jahr 1898 [1], als er bereits Präsident der kurz zuvor gegründeten Wiener Secession war....

Klimts Beethovenfries (1902)

Beethovenfries, Schmalseite: Die Feindlichen Gewalten, Krankheit, Wahnsinn, Tod, Wollust, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Nagender KummerAls eine der wesentlichsten Ausstellungen der Wiener Secession ist die 14. Schau (15. April – 27. Juni 1902) zu nennen, die ganz im...

Klimts Mäzene im „Wien um 1900“

Alma Mahler, 1899Friederike Beer-Monti, 1913Eugenia PrimavesiBerta Zuckerkandl,1908Der Kosmos des „Wien um 1900“ begeistert bis heute weltweit in seiner Eigenart und Vielfalt. Inmitten dieses Interesses steht der Jugendstilmaler Gustav Klimt, gefördert und bewundert...

Klimt und das Palais Stoclet (1904-1909)

Die ErwartungDer LebensbaumDie ErfüllungDer Lebensbaum„Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön. Die Fotografien geben gar kein Bild und keinen Begriff. Auch der Garten ist über Erwarten schön [...] Und wann ich durch diesen Raum geh – dann ersteht die heftigste...

Klimts „Goldene Periode“ (1903/05-1911)

Bildnis Adele Bloch-Bauer I, 1907, Neue Galerie, New YorkGustav Klimts Kunst war nicht für jeden erschwinglich. Seine Auftraggeber waren meist männlich und gehörten der gehobenen bürgerlichen Schicht an. Seine Auftragswerke waren ein Spiegel der Wiener Gesellschaft...

Klimt und Emilie Flöge

Gustav Klimt und Emilie Flöge im Garten der Villa Oleander, 1910Gustav und Emilie im Ruderboot, 1909Zwischen 1902 und 1904 malte Gustav Klimt das Porträt von Emilie Flöge, der er seit ihrem Kennenlernen in den 1890er Jahren ein Leben lang verbunden blieb. Das Bild...

Klimt und die Kunstschau (1908/1909)

Verschlussmarke für die Kunstschau 1908, Leopold Museum, WienIm Jahr 1908 feierte Kaiser Franz Joseph mit dem „Kaiserjubiläumshuldigungsfestzug“ seine 60-jährige Thronbesteigung. Bei der Gestaltung des Festzuges wirkten zahlreiche Künstler mit, so auch der Kreis der...

Klimt und die Darstellung des Lebenszyklus (1903-1915)

Tod und Leben, Erste Fassung, 1910/11, Leopold Museum, WienDie Hoffnung II, 1907-1908, The Museum of Modern Art, New YorkDie Hoffnung I, 1903/04, National Gallery of Canada, OttawaNeben repräsentativen Damenporträts aus dem Wiener Gesellschaftsleben und innovativen...

Klimts letztes Atelier (1912-1918)

Gustav Klimt arbeitete beinahe 20 Jahre lang in einem Atelier inmitten eines verwilderten Gartens in der Josefstadt. Nachdem dieses Gebäude demoliert wurde, fand er auf Vermittlung seines Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta ab 1912 ein bezauberndes Häuschen mit...